Die Garage auf der langen Bank
Szene für den Besonderen Gottesdienst am 28.03.2004
Personen:
Thea Ehefrau
Norbert
Ehemann
Die beiden sitzen beim Frühstück, lesen Zeitung und unterhalten sich in der ersten Hälfte des Gesprächs hinter der Zeitung hervor. Wenn einer längere Sätze redet, lässt er das Blatt sinken. Nur bei besonders dramatischen Passagen des Gesprächs tun sie es beide.
Thea Die Garage müsste mal aufgeräumt werden.
Norbert Ja, wirklich.
Thea Schön, wann machst du es?
Norbert Wieso ich?
Thea Du hast doch gesagt, du willst die Garage aufräumen.
Norbert Hab ich nicht gesagt.
Thea Eben gerade hast du gesagt, dass es schön wäre, die Garage aufzuräumen.
Norbert Wenn du findest, dass das Spaß macht, was hindert dich daran?
Thea Du hast gesagt, die Garage müsste mal aufgeräumt werden.
Norbert Aber das heißt doch nicht, dass ich es machen muss.
Thea Aber wer soll es sonst machen?
Norbert Es gibt Tausende von Menschen, die eine Garage aufräumen können.
Thea Also, wen schlägst du vor?
Norbert Du wolltest doch, dass die Garage in Ordnung kommt.
Thea Jetzt soll ich auch noch deine Garage aufräumen.
Norbert Normalerweise regst du dich über die Unordnung im Schuhschrank auf und nicht über die alten Reifen in der Garage.
Thea Die Reifen sind mir egal, aber ich will endlich wieder an die Blumenerde.
Norbert Es ist noch viel zu früh, um Blumen einzupflanzen.
Thea Aber man kann nie früh genug mit den Vorbereitungen anfangen.
Norbert Weißt du, was du hast? Einen Vorbereitungsfimmel!
Thea Du redest doch immer davon, dass man die Dinge rechtzeitig planen soll, damit man sie besser im Griff hat. Netzpläne, Time Management, To do-Liste und so weiter!
Norbert Also gut, dann wollen wir das mal ganz systematisch angehen! (legt Zeitung hin und nimmt großen Notizkalender zur Hand) Also, Projekt Garagenclearing ... bis wann?
Thea Nächste Woche wollte ich die Blumentöpfe kaufen.
Norbert Also, Deadline ist der Donnerstagabend. Welche Ressourcen müssen wann zur Verfügung stehen?
Thea Ich glaube, wir brauchen einen neuen Besen. Mit dem alten hat Michael neulich Tapetenkleister angerührt.
Norbert Also - Besen kaufen. Und hast du an Müllsäcke gedacht?
Thea Wir haben noch so zehn oder zwölf ...
Norbert ha ha - glaubst du, die reichen? Wir wollten doch mal so richtig von Grund auf Ordnung schaffen. Also Müllsäcke kaufen. Wann kannst du das machen? Morgen?
Thea Also morgen wollten wir doch nach einer neuen Küche gucken.
Norbert Und übermorgen kommen Constanze und Gerd zu Besuch.
Thea Wie willst du denn dann noch den Besen kaufen?
Norbert Das ist mir ehrlich gesagt völlig unklar. Ich weiß ja noch nicht mal, ob ich einen kaufen will.
Thea Na hör mal, irgendwas musst du doch auch dafür tun, wenn wir eine aufgeräumte Garage haben wollen.
Norbert Du könntest natürlich auch einfach neue Blumenerde mitbringen, wenn du sowieso schon die Müllsäcke kaufst.
Thea Aber einen Besen brauchen wir auf jeden Fall, selbst wenn wir die Garage erst nächstes Jahr aufräumen.
Norbert Pass auf, wenn wir die Garage nächstes Jahr aufräumen, dann könnten wir stattdessen am Donnerstagabend zusammen losfahren und einen Besen kaufen. Wir haben doch schon so oft davon gesprochen, dass wir eigentlich viel mehr zusammen machen wollen.
Thea Ja, und wir könnten hinterher noch zusammen essen gehen.
Norbert Nicht schlecht.
Thea Ach Norbert, das war heute wirklich ein konstruktives Gespräch.
Norbert Schön, wenn es dich so beflügelt.
Thea Ja, das tut es. Ich glaube, ich gehe jetzt einfach mal los und schaue, was ich in der Garage schon wegräumen kann.
Norbert Meinst du wirklich, wir wollen das schon heute machen? Einfach so?
Thea Im Grunde hast du Recht. (steht auf) Aber ich habe noch den halben Nachmittag frei, und unser Gespräch hat mir jetzt richtig Energie gegeben. Das müssen wir doch ausnutzen. (überlegt) Warte mal, da war doch noch die Sache mit den Müllbeuteln. Ja richtig! Ich weiß jetzt, was ich tue. Ich gehe und falte endlich mal unsere Müllbeutel zusammen.